Buchstaben wie Skulpturen in »Spechte am Meisenknödel«

»Spechte am Meisenknödel« ist eine Publikation zur gleichnamigen Ausstellung im Ernst Barlach Haus, Hamburg. Sie zeigt Arbeiten von Studierenden der Bildhauerklasse von Elisabeth Wagner an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel.


Die Hamburger Designerinnen Insa Kühlcke-Schmoldt und Nina Massow von Káschem Büro haben den gesamten Katalog mit nur einer Schriftfamilie gestaltet: Sombra, vom Titel über die Headline bis zum Fließtext.
Ihre Überlegungen zur Gestaltung:

»Bei unseren Überlegungen zum Katalog »Spechte am Meisenknödel« war es uns wichtig, eine zur Ausstellung sowie zum Museum selbst passende Gestaltung zu finden. So haben wir versucht, das Wesen der funktionalistischen Architektur des Barlach Hauses in das Konzept der Gesamterscheinung einfließen zu lassen: durch einen simplen Aufbau, eine klare, übersichtliche Gestaltung des Innenteils, die ruhigen und zurückhaltenden Farben.

Als Gegengewicht zu dieser insgesamt schlicht erscheinenden Aufmachung wählten wir Sombra. Ihre auf einer geometrischen Struktur basierenden Proportionen erinnern an die Formensprache der klassich-modernen Architektur. Gleichzeitig bringen die auffälligen grafischen Merkmale (beispielsweise zu Linien reduzierte diakritische Punkte, ein hoher Strichkontrast, ausschweifende Endungen und zugespitzte Details) einen erfrischenden Kontrast in das Layout.

Der markante, auf dem grauen Cover gesetzte Titel spiegelt auf subtile Weise die Ironie und den Humor des Ausstellungstitels wider. Die inhaltliche Übertreibung der am Meisenknödel pickenden Spechte wird durch die, in den Details der Sombra steckende, visuelle Überspitzung unterstrichen. So könnten die Buchstaben des Schriftschnitts Sombra Poster für sich bereits bildhauerische Objekte darstellen. Scharf geschnittene, spitz zulaufende Innenformen wie pickende Schnäbel, Buchstaben wie expressionistische Barlach Skulpturen.«