Branding als Schrift

Urby und ihr Sidekick, die Urby Soft, wurden mit Blick auf kraftvolles Branding entworfen. Hier erzählen wir ihre Entstehungsgeschichte.

Die Idee für Urby entstand bereits 2014 als Jakob Runge eine Wortmarke mit organischem und doch rationalem Gefühl skizzierte.

Ab Frühjahr 2015 begann er, diese Formen weiter zu erforschen und sie zu einer aktiven und dynamischen Schrift weiterzuentwickeln, die durch eine ausgewogene Spannung zwischen geometrischer und kantiger Konstruktion überzeugt.

Bei der Ausarbeitung der Schrift orientierte sich Jakob an Attributen wie markant, unverwechselbar, aktiv, lebendig, kantig und dynamisch und entwickelte erste Ideen für potenzielle Anwendungsmöglichkeiten im Kontext Sport, Energie, Reisen und Nachhaltigkeit.

Im Gegensatz zur Cera Pro, die verschiedenste Sprachen in reiner Geometrie übersetzt oder Nils Thomsens Pensum Pro, die als echtes Textmonster für einfache und direkte Lesbarkeit steht, setzte Jakob bei der Konzeption der Urby auf die Ausdrucksstärke jedes einzelnen Zeichens, um auch Texten – wie beim Branding – einen wiedererkennbaren Charakter zu verleihen.

Urby wurde entwickelt, um jeder einzelnen Glyphen einen starken Charakter und Texten eine kraftvolle und unverwechselbare Stimme zu verleihen.

Erforschung der Duplex-Idee

Identische Zeichenbreiten für tabellarische Ziffern sind nichts Neues, aber für Jakob stand die Idee von Text mit gleicher Breite in jedem Gewicht im Fokus, denn wenn alle Schnitte identische Zeichenbreiten haben, kann man auch die Gewichtung oder den Stil des Textes einfach ändern, ohne sich gleichzeitig Gedanken über den Zeilenumbruch machen zu müssen – eine hilfreiche Funktion bei der Gestaltung von Interfaces.

Unter dem Motto »nicht mono, sondern duplex« war der Buchstabe i der gordische Knoten: Die Zurichtung in der Black muss bei diesem Buchstaben sehr eng sein, damit auch die luftige Hairline immer noch so kompakt wie möglich wirkt. Diese muss wiederum so leicht wie nur möglich sein, damit die Black im Kontrast auch als solche funktioniert.

Freude an Details

In der Theorie geht es beim Typedesign darum, eine schöne Gruppe von Buchstaben zu schaffen und nicht eine Gruppe schöner Buchstaben. Aber Urby ist in dieser Hinsicht kompromisslos, zelebriert die Kurven jedes einzelnen Buchstabens und zeigt ihren markanten Charakter. Insbesondere das @ Zeichen zeigt Urbys ständige Spannung zwischen Außen- und Innenform. Die Arbeit mit dieser Spannung hat uns besonders viel Spaß gemacht, denn sie veranschaulicht einen wesentlichen Aspekt der Schriftgestaltung: das Entwerfen schwarzer Formen durch die Korrektur weißer Gegenformen.

Andere Formen wie das kleine k brauchten eine Weile, um zu Buchstaben heranzuwachsen, die sich harmonisch in das Gesamtbild einfügen – da haben wir sie wieder, die Theorie der schönen Gruppe von Buchstaben.

Doch auch im finalen Design gibt es einige Formen, die selbst für Urby etwas eigenwillig sind. So wirken einige Zeichen, wie das fette y – das von Jakobs persönlichem Geschmack geprägt ist – zwar ein wenig exzentrisch, stärken jedoch gleichzeitig die visuelle Identität der Schrift.

Noch mehr Buchstabenliebe findet sich im ».notdef« Zeichen: Auch, wenn dieses nur ein Platzhalter für eine fehlende Glyphe ist, verdient es trotzdem ein besonderes, für die Schriftart spezifisches Design.

Urby wird durch ein Paket voller nützlicher Dingbats und Symbole ergänzt. Ursprünglich dachte Jakob darüber nach, komplette eigenständige Icon-Sets für verschiedene Themen wie Navigation oder Sport hinzuzufügen, wie Nils es mit den Jabana Extras gemacht hat. Schlussendlich konzentrierte er sich aber lieber auf die Buchstaben, fügte diesen aber ein paar praktische Icons hinzu, um die Arbeit mit der Schrift zu erleichtern.

Ergänzung der Soft

Nachdem er Urby durch einen kompletten Satz an Dingbats und zusätzlichen Zeichen ergänzt hatte, wollte Jakob noch weiter gehen.

Bei der Fertigstellung, dem Kerning und der Überarbeitung der Urby im Jahr 2015 kam ihm die Idee, eine abgerundete Variante zu entwickeln. Eine weichere, rundere Version der Urby würde in der Welt der urbanen Fitness, der Sportler und der Selbstoptimierung gut funktionieren.

Da wir Urby damals exklusiv auf typeMates.com veröffentlichen wollten, sich der Webshop aber noch in der Entwicklung befand, blieb Jakob gerade noch genug Zeit, um sich an die Arbeit zu machen. Bei seinen anfänglichen Experimenten stellte er fest, dass Urby durch eine komplette Abrundung zu viel von ihrem kantigen Charme einbüßen würde. Durch ein sensibles Abwägen fand er jedoch ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Urbys Robustheit und einer verspielten Leichtigkeit.