Zehn Merkmale guter Textschriften

Viele Merkmale zur Verbesserung der Lesbarkeit von Schriftarten sind noch nicht wissenschaftlich erwiesen. Die meisten von ihnen sind eine Frage der typografischen Aufbereitung von Text - und nicht eine des Schriftdesigns. Wir möchten euch jedoch einige Merkmale vorstellen, auf die ihr bei der Auswahl von Schriftarten für Text achten solltet.

(1) Stabile Form und geringer Kontrast

Wenn es um kleine Texte geht, bricht eine zerbrechliche Schrift mit dünnen Elementen auseinander. Deshalb ist es besser, eine Schriftart mit stabilen Formen zu verwenden. Sucht nach einer Schriftart mit geringem Strichkontrast, damit dünne Elemente stabil bleiben. Gleichzeitig solltet ihr eine Schrift mit sichtbarem Kontrast wählen, um den üblichen Gewohnheiten der Leser:innen entgegen zu kommen.

(2) Große X-Höhe

Die x-Höhe ist einer der wichtigsten Faktoren zur Erhöhung des Lesekomforts. Mit der x-Höhe wird der Abstand zwischen der Grundlinie der Schrift und der Höhe der meisten Kleinbuchstaben beschrieben. Da der größte Teil des Textes aus Kleinbuchstaben besteht, ist es sinnvoll, eine Schriftart mit einer höheren/größeren x-Höhe zu wählen, damit die Kleinbuchstaben gut sichtbar sind – insbesondere bei kleinen Punktgrößen oder Überschriften.

(3) Offene Punzen

Apropos bessere Sichtbarkeit von Buchstaben in kleinen Schriftgraden: Offene Punzen sind ein gutes Merkmal, um den Buchstabenraum innerhalb der Glyphen sichtbar zu halten. Offene Punzen verhindern also, dass der Text schwer lesbar wird, wenn das Auge des Lesenden bestimmte Buchstaben nicht erkennen kann.

(4) Klare Formen

Bei kleinem Text verschwimmen Details, die manchmal für die klare Unterscheidung von Formen notwendig sind. Außerdem erscheinen Verbindungsstriche als dunkle Flecken. Übertriebene Details und mögliche, aber nicht notwendige Ink Traps können das Schriftbild für Textgrößen verbessern. Ebenso können sie bei großen Überschriften etwas Persönlichkeit verleihen.

(5) Gleichmäßiger Grauwert

Ein Text wird nicht nur durch einzelne Buchstaben definiert. Ein gleichmäßiger Grauwert ist sehr wichtig und wird erst bei einem ganzen Textblock wirklich sichtbar. Ink Traps und modulierte Strichstärken können helfen, jedem Buchstaben den richtigen Grauwert zu geben, damit er sich einerseits nicht zu sehr abhebt oder andererseits verblasst.

(6) Optische Harmonisierung und Rhythmus

Lesen bedeutet, das Auge von Buchstabe zu Buchstabe und von Wort zu Wort springen zu lassen. Dieser Fluss wird gestört, wenn eine Form nicht erkannt werden kann oder einige Buchstaben im Vergleich zu anderen zu breit sind. Um ein reibungsloses Leseerlebnis zu gewährleisten, ist ein wiederkehrender Rhythmus von Buchstabenstämmen und Weißraum erforderlich.

(7) OpenType-Funktion für Mediävalziffern

Den Rhythmus beibehalten: Die meisten Texte sind durch tanzende Unter- und Oberlängen gekennzeichnet. Die Anwendung von Mediävalziffern über die OpenType-Palette hilft, mit diesem tanzenden Rhythmus Schritt zu halten. Lining Figures wirken im Text oft zu blockig.

(8) OpenType-Funktion für Kapitälchen

Die Integration eines Versalsatzes stört meistens, da er als Block aus dem Text herausragt. Aktiviert lieber die Funktion »Kapitälchen« oder »Kapitälchen aus Großbuchstaben«, um den Text in schön skalierte und modulierte, kleinere Versionen der Großbuchstaben zu verwandeln.

Falls du mit Adobes GREP arbeitest: Du kannst alle Wörter mit mehr als einem Großbuchstaben in Kapitälchen umwandeln, indem du nach »[A-Z]{2,}« suchst und das Format »OpenType All Small Caps« anwendest.

(9) Klare Kursive

Um kurze Textabschnitte zu betonen, ohne sie zu sehr hervorzuheben, ist die Verwendung von Kursivschrift eine gute Idee. Achte darauf, dass die Form der Kursiven oder zumindest der Winkel so ausgeprägt ist, dass sich das zu betonende Textelement deutlich abhebt.

(10) Testen Sie im Kontext

Was auch immer man euch über Merkmale zur Verbesserung der Lesbarkeit erzählt, vertraut letztlich euren Augen und schaut euch an, wie sich die Schriften im Layout verhalten. Wir freuen uns über eine Anfrage für eine Pensum Pro Demo-Schrift.